Fachkräfte von morgen, Magazinausgabe #2
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Hey Studierende, wieviel wollt ihr später arbeiten?

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Was wollen junge Fachkräfte? Lässt sich ein Trend in den Traum-Arbeitszeitmodellen meines Umfeldes erkennen? Oder noch spezifischer – welche Anforderungen hat die Generation Z an ihren späteren Arbeitgeber? In den nächsten Jahren kommt der Einstieg unserer Generation auf den Arbeitsmarkt nach dem abgeschlossenen Studium oder der fertigen Berufsausbildung langsam aber sicher immer näher. Ich habe mich auf die Suche begeben und elf Kommiliton*innen und ehemalige Mitschüler*innen zwischen 19 und 24 Jahren zu ihrem Traum-Arbeitszeitenmodell, ihren Zukunftsängsten in Bezug auf die Arbeit und ihren Wünschen befragt. 

Das Ergebnis, auch wenn sich Trends ableiten lassen: Mein Umfeld ist so vielschichtig und individuell, dass es anmaßend wäre, zu behaupten, die Generation Z hätte EIN konkretes Wunsch-Arbeitszeitmodell. Wie könnte das auch sein, sind wir doch nicht erst in Plattformen wie LinkedIn im Laufe unserer Karriere hineingewachsen oder haben erst im Laufe der Zeit mit Hilfe des Internets immer mehr Möglichkeiten und Wege sehen können, sondern sind seit jeher einer Informationsflut ausgesetzt. Rein faktisch haben wir vielleicht nicht mehr Möglichkeiten, aber wir können die Vielfältigkeit der Möglichkeiten besser wahrnehmen. Vielleicht gehen gerade deshalb einige Vorstellungen und Einstellungen meines Umfeldes in Bezug auf das spätere Arbeitsleben so stark auseinander. 

Es gibt jedoch etwas, dass der Großteil gleich sieht: 

Flexible Arbeit ist ein Muss.

Dieser Trend sticht jedoch, nicht nur aus meiner Befragung, sondern auch aus der von uns durchgeführten Umfrage unter Führungskräften zum selbstbestimmtem Arbeiten heraus. Home Office und Gleitzeit ist aktuell DAS Thema und zwar generationenübergreifend. Fünf der von mir befragten zukünftigen Fachkräfte geben sogar an, dass sie eine 50/50 Aufteilung von Bürozeit und Home Office wählen würden. Nur ein Fünftel der Befragten gaben an, ausschließlich im Büro arbeiten zu wollen. Dabei ist der Wunsch nach eigenverantwortlicher Zeiteinteilung und Selbstbestimmung hoch, damit das Leben außerhalb der Arbeit besser koordiniert werden kann. 

Die Vorstellungen von flexibler Arbeit sind individuell

Wie diese eigenverantwortliche Zeiteinteilung und Koordination von Leben und Arbeit ausgestaltet werden könnte, ist bei kaum einer befragten Person gleich. Die Einen können sich gut vorstellen am Samstag zu arbeiten, um einen Tag in der Woche für Erledigungen und Termine frei zu haben. Die Anderen wünschen sich die Wochenenden komplett frei zu haben und an diesen auch nicht an die Arbeit denken zu müssen. Während die Einen morgens gerne sehr früh arbeiten, brauchen die Anderen ihre Zeit und ihren Kaffee. Je mehr Studenten ich zu diesem Thema befragte, desto mehr Unterschiede konnte ich erkennen. 

Permanente Erreichbarkeit als Herausforderung

Mit dem Wunsch nach Flexibilität und Selbstbestimmung geht jedoch auch die Angst nach permanenter Erreichbarkeit einher. Schon jetzt und gerade in Zeiten von Corona sind Mails auf einen Sonntagabend von Professoren nichts Besonderes mehr. Mails vom Professor kommen auf dem Handy genauso als Push Nachricht an, wie die Whatsapp von den Kommiliton*innen. Der Wunsch nach einer „klare[n] Trennung von Privatem und Arbeit“ im späteren Berufsleben (Studentin, 19), um die Möglichkeit zum Abschalten zu haben, zeichnen sich ab und erscheinen berechtigter als je zuvor.

Die Lebenseinstellungen zur Arbeit könnten unterschiedlicher nicht sein

Auch bei meiner Frage nach der persönlichen Lebenseinstellung zur Arbeit gehen die Meinungen wieder stark auseinander. Etwa zwei Drittel der Befragten sehen Arbeit als etwas, das sozialen Mehrwert bieten soll, hier werden sich ein lockeres Arbeitsklima und flache Hierarchien gewünscht. Nele, 21, Studentin sieht dies wie folgt:

„In meiner Zukunftsvorstellung liegt der Fokus nicht auf Karriere, sondern vor allem darauf, dass ich einen Beruf ausüben möchte der mir Spaß macht. Außerdem finde ich Zeit für die Familie und eigene Interessen neben der Arbeit sehr wichtig. Deshalb finde ich auch die Vorstellung gut, sich die Arbeit zu einem gewissen Teil selbst einzuteilen oder im Home Office zu erledigen.“

Gegenteilig hier: Etwa ein Drittel aller Befragten betrachten die Arbeitswelt, in die sie eintauchen wollen, sehr zielorientiert. Uneingeschränkte Karrierechancen und eine 50-60 Stunden Woche, um diese auch wahrnehmen zu können, werden hier gewünscht. Joosten, Student und Gründer von Forma Studio Medienproduktion bringt hier ein klares Statement: 

Arbeit macht Spaß, solange sie Erfolg bringt – sowohl für mich, als auch für diejenigen, für die man etwas bewirken möchte.“ 

Joosten, 20, Student

Hier wird deutlich, wie unterschiedlich die jeweiligen Vorstellungen zur zukünftigen Arbeitszeit und die persönliche Mentalität in Bezug auf die Arbeit sind. 

Teilzeit sehen die wenigsten als Möglichkeit

So unterschiedlich die Vorstellungen vom späteren Arbeitsleben auch sind, so springt eines direkt ins Auge: In Teilzeit möchten die wenigsten arbeiten. Der Hauptgrund ist simpel. Hier in Neles Worten: 

Spezifisch auf spätere Phasen meines Lebens bezogen, möchte ich ungern in Teilzeit gehen, unter anderem wegen geringeren Aufstiegschancen.“

Nele, 24, Studentin

Ängste, die einem Umdenken entgegenstehen

Paradox, dass sich die Wenigsten vorstellen können in Teilzeit zu arbeiten, wenn ich mir die Ängste, die die Befragten angaben, ansehe. Hier wird mehrfach von psychischer Belastung durch Stress und der Angst vor psychischen Problemen gesprochen. 

Kein Wunder, denn das gesellschaftliche Idealbild sind die Vollzeitarbeitenden, die Karriere machen, dabei ihre Kinder großziehen, sich um Angehörige kümmern und im besten Fall noch ein Ehrenamt bekleiden. Diese Vorstellung ist uns allen ein Begriff. Hinzu kommt natürlich der lückenfreie Lebenslauf seit der Einschulung, das Gefühl, perfekt in ein gesellschaftliches Bild passen zu müssen, um all den Herausforderungen, die uns erwarten, Stand halten zu können. Wir blicken in eine Zukunft, die von technologisch bedingten rasanten Veränderungen, an die man sich möglichst schnell anpassen muss, sowie von ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen geprägt sein wird. Das birgt Unsicherheit.

Trotzdem stehen digitale Türen offen. Wir könnten uns eine Arbeitswelt gestalten, wie sie uns gefällt. Genügend oft fällt der Wunsch nach erfüllender Arbeit und Selbstverwirklichung durch Karriere. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass Ängste vor Arbeitslosigkeit oder vor rasanten technologischen  Veränderungen davon abhalten, über den Rand hinaus zu blicken, um sich eine Arbeitswelt vorzustellen, wie wir sie gerne hätten, nicht wie wir glauben, dass sie mit unseren Wünschen und dem System zusammenpasst. 

Klein anfangen

Daher sollten wir uns mit kleinen Schritten auf den Weg machen unsere Zukunft zu gestalten, anstatt uns in unseren Überlegungen und Taten von Zukunftsängsten einschränken zu lassen. Der Trend zeigt in Richtung eigenverantwortliche Zeiteinteilung und Selbstbestimmung. Auch ist der Wunsch nach einer Mischung aus Office und Home Office-Arbeit vorhanden. Je konkreter die Wünsche, desto individueller und unterschiedlicher werden diese auch. Schließlich sind wir alle individuell und müssen den Weg finden, der zu unserer Individualität passt. 

Begleitet und eingeschränkt von Zukunftsängsten orientieren sich unsere Wünsche stark an gesellschaftlichen Standards einer flexiblen und  erfüllenden Vollzeitarbeitsstelle. Extrem starke Veränderungen werden aus meinem Umfeld nicht gefordert. Es muss nicht direkt die 4-Tage-Woche und der 5-Stunden-Arbeitstag sein, vielleicht reicht es mit einem 4-Tage-Office-Anwesenheit oder einem 5-Stunden-Erreichbarkeit-Arbeitstag anzufangen. 

Sicher ist, dass der Wunsch nach eigenverantwortlicher Zeiteinteilung und Selbstbestimmung vorhanden ist und die technologischen Möglichkeiten dies definitiv zulassen. Auch wenn die Individuellen Anforderungen des Einzelnen eine Herausforderung sind, bietet ihre Lösung vermutlich auf lange Sicht weniger Stress und dafür mehr Produktivität.

Kategorie: Fachkräfte von morgen, Magazinausgabe #2

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Kim ist Stimme der Generation Z und spielt gern mit Zukunftsgedanken. “Wie kann ich die Arbeitswelt, in die ich eintauchen werde, schon jetzt fortschrittlicher gestalten?, fragte sie sich – und fand die Antwort in einer Mitarbeit bei NINE TO LIFE. Kim studiert Kommunikations- und Medienwissenschaften.

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