Fürsorgearbeit, Magazinausgabe #1
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Jetzt organisieren, wovon Eltern in Winter profitieren könnten

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Die Corona-Krise setzte besonders Eltern unter Druck – und tut es noch. Wie können reguläre Erwerbsarbeit, Kinderbetreuung und alle anderen Pflichten unter einen Hut gebracht werden? Sich diese Frage alltäglich zu stellen, wurde im Frühjahr 2020 für die meisten Eltern zum neuen, kräftezehrenden Status quo. Vorbei ist er noch lange nicht. Wie Arbeitgeber*innen Eltern unterstützen können und welche Vorteile das auch für Unternehmen hat, fasst dieser Artikel zusammen. 

Unsichere Zeiten gibt es für Arbeitnehmer*innen immer wieder. Klimawandel, Digitalisierung, demographische Veränderungen und der sich in diesem Zusammenhang anbahnende Umbruch ganzer Industriezweige führen zu eher schleichender Unsicherheit, Anpassungen erfolgen über einen langen Zeitraum. Die Finanzkrise oder das Platzen der Dotcom-Blase brachten schlagartig Veränderungen und haben von heute auf morgen für viele die Grundlage ihres Arbeitens verändert.

Die doppelte Unsicherheit für Eltern

Bei Corona ist das ähnlich – und doch ganz anders. Schlimmer. Neu für Eltern ist die doppelte Unsicherheit in Bezug auf die eigene Arbeitswelt. Für viele Eltern ist nicht nur unklar, wie sicher und krisenfest der eigene Job (oder das eigene Geschäftsmodell) ist. Nein, darüber hinaus wandeln sich auch die Rahmenbedingungen, unter denen man sich für das Konstrukt Familie plus Job entschieden hat. Es ist nicht mehr sicher, ob und unter welchen Umständen die Betreuung der eigenen Kinder gewährleistet ist und welche Einschränkungen dabei demnächst gelten. 

Geschlossene Kitas, Unterricht zu Hause, der Ausfall von Babysittern und Großeltern für die Betreuung, wegfallende Förderangebote, Wegfall von Training in Sportvereinen, gesperrte Spielplätze und die Schließung vieler Ausflugsziele brachten Eltern an die Grenzen ihrer Kapazitäten. In den Sozialen Medien berichteten einige von ihnen mit dem Hashtag #coronaeltern eindrucksvoll über ihre Erschöpfung. Die Angst vor einem Winter, der die Erfahrungen des anstrengenden Frühjahrs zurückbringt, ist entsprechend groß.

Sicherheit für berufstätige Eltern schaffen

In dieser Situation voller Unsicherheit und Überlastung haben Unternehmen die Chance und die Verantwortung, Eltern Sicherheit und Halt zu geben. Idealerweise ist Mitarbeiterorientierung und Familienfreundlichkeit bereits im Unternehmen verankert und wird durch die Geschäftsführung vorgelebt. Aber selbst ohne feste Regeln und Unterstützungsangebote im Unternehmen kann man als Führungskraft, egal wie groß das Team ist, seinen Mitarbeiter*innen Hilfe anbieten.

Dafür muss eine Führungskraft natürlich überhaupt erst mal wissen, was die Mitarbeiter*innen umtreibt. Es müssen also Räume für die Kommunikation privater Themen geschaffen werden. Führungskräfte sollten wissen, dass es einen Todesfall in einer Familie oder eine Risikoschwangerschaft gibt, damit sie entsprechend steuern und unterstützen können. Vorausgesetzt, Mitarbeiter*innen wollen darüber sprechen. In jedem Fall aber sollte man ihnen das Gefühl geben, dass es dafür offene Ohren gäbe.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Vorbildrolle von Führungskräften. Es ist nicht nur essentiell, anzuerkennen, dass Eltern aktuell Herausforderungen haben, die über den Arbeitskontext weit hinausgehen – und dies zu verbalisieren. Es ist genauso wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen. Ein Meeting abzusagen, weil man sich um ein krankes Kind kümmert oder die Betreuung nicht anders gewährleistet werden kann, zeigt dem Team, dass das Unternehmen das Thema ernst nimmt und gleiche Maßstäbe für alle gelten.

Win-win: Auch Unternehmen profitieren

Lohnt sich das für mein Unternehmen eigentlich? Natürlich. Mitarbeiter*innen, die gesehen und mit all ihren Problemen angenommen und bestärkt werden, sind loyale und motivierte Mitarbeiter*innen. Dies schlägt sich für das Unternehmen auch wirtschaftlich nieder.

Motivierte Mitarbeiter*innen haben eine höhere Produktivität. Eine erhöhte Motivation und damit einhergehende Bindung an Job und Arbeitgeber senken den Willen zum Wechsel des Jobs und damit die Fluktuationsrate. Wenn man bedenkt, dass ein Mitarbeiterwechsel eine Firma bis zu 33% des Jahresgehaltes des Mitarbeiters kostet, ist das ein wichtiger Faktor.

Die besondere Behandlung von Eltern in der Corona-Krise aus Unternehmenssicht lohnt sich – langfristig gesehen – also auch wirtschaftlich. Moralisch richtig ist sie allemal.


Was Führungskräfte innerhalb der Corona-Krise konkret für Eltern tun können

  • Definiere Kernzeiten, in denen Meetings abgehalten werden. Das führt zu Planbarkeit und entlastet Eltern speziell an den Randzeiten des Arbeitstages.
  • Lockere Deadlines und setze klare Prioritäten, um Stressfaktoren für Eltern temporär zu reduzieren.
  • Räume Möglichkeiten zur bezahlten, teilweise bezahlten oder unbezahlten Freistellung ein. Vor allem eine temporäre Teilzeitbeschäftigung kann Eltern die notwendige Luft verschaffen, um die Betreuung innerhalb der Familie aufzufangen.
  • Stelle Informationen zu medizinischen Themen oder Angeboten des Unternehmens in Krisenzeiten bereit. Das entlastet Mitarbeiter*innen bei der Informationsbeschaffung.
  • Beachte die in der Krise geleistete Care-Arbeit in der Erfolgs-Bewertung: Eine Abwertung des Leistungsniveaus in Feedbackprozessen sollte vermieden werden.
  • Diskutiere jetzt mit Deinen Mitarbeiter*innen, welche Krisenmaßnahmen sich im Frühjahr 2020 für Eltern und für das umgebenden Team als sinnvoll und nachhaltig erwiesen haben – und welche nicht. Beschließe, dass erfolgreiche Maßnahmen künftig in Krisenzeiten beibehalten werden – das reduziert Ängste.
  • Frage nach, welche Fehler und Probleme aus Mitarbeiter*innensicht in der Krise aufgetreten sind – um daraufhin Verbesserungen einzuleiten.

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Kategorie: Fürsorgearbeit, Magazinausgabe #1

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Falk ist IT-Berater mit fast 20 Jahren Berufserfahrung in mittelständischen Unternehmen und internationalen Konzernen. Seit zwei Jahren ist er Freiberufler in Teilzeit und sehr zufrieden damit. Als zweifacher Vater und Ehemann einer Vollzeit arbeitenden Frau treiben ihn Fragen nach Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, Fairness und Gleichberechtigung in der Kindererziehung sowie die richtigen Balance zwischen allem um. Darüber bloggt er seit 2017 auch auf www.papamachtsachen.de  Bei nine to life schildert er eine männliche Sicht auf Vereinbarkeit. Instagram | LinkedIn | Blog | Podcast

1 Kommentare

  1. Super, vielen Dank für den klasse Artikel! Ich hoffe, er findet viel Gehör und Anspruch!

    LG, Richard von der papammunity.de

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